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Statistik

Strecke im Land: 899 km
Tagesdurchschnitt: 50 km
Tage in PL: 18
Tage auf dem Rad: 10
Nächte im Zelt: 9
Nächte in Häusern: 9
Höhenmeter überwunden: 6500m
Tagesdurchschnitt: 650m per Day
Pannen: Ständer abgebrochen
tägliche Ausgaben: 12,60€/53 Zt
Polen... wo fang ich an.
21.05.2014 - 08.06.2014
Ich versuche es mal zu sortieren und beginne einfach mal mit der

Landschaft und Natur:

Sagen wir es mal so, wenn die ganzen Polen, Ihre Schrift und Kultur nicht wären könnte man denken man wäre in Deutschland. Da ich mich immer noch auf dem gleichen Höhengrad bewege hat sich an der Natur noch nicht viel geändert. Die gleichen Bäume, unbekannte Tiere hatte ich auch noch nicht auf dem Schirm und landschaftlich könnte das alles auch irgendwo bei uns stattfinden. Nachdem man von der Tschechei her in Polen „einrollt“ lässt man die Höhenzüge des Riesengebirges schnell hinter sich und erreicht die polnische Tiefebene. Erst kurz vor Krakau erreicht man das Jura und darf sich beim vorwärtskommen wieder etwas anstrengen. Hinter Krakau, das auch wieder in der tiefen Ebene liegt geht es dann hügelig der Tatra entgegen, deren höchste Züge man aber erst kurz vor Zakopane sehen kann. Kurzgefasst, Beginn und Ende Hui Mitte eher langweilig, sprich pfui ;-)

Die Kultur:

Der Pole ist ein sehr gläubiger Mensch. Deshalb findet man hier zu egal welcher Tageszeit in einer Stadt einen Gottesdienst der gerade läuft und voll ist. Nicht zu Weihnachten, sondern an einem normalen Wochentag. Dieser Glaube spiegelt sich am Strassenrand, an dem jedes Kreuz frisch geschmückt ist sowie auch auf den Friedhöfen wieder. Diese sehen eher wie ein Blumengeschäft aus... Deshalb gibt es auch vor jedem einen kleinen Shop zum Blumenschmuck kaufen. Auf dem Weg aus Polen heraus durfte ich Zeuge werden wie die Pfingstmesse auf dem Friedhof zelebriert wurde. Mit Massen von Menschen.
Aus dem Glaube entspringt Polens Kultur. Die Jahre der Unterdrückung und der Teilung haben Polen geprägt. Wenn nicht gerade der Russe oder der Deutsche (Preusse) oder beide was wollten war es der Österreicher. Deshalb ist der südliche Teil Polens (Kleinpolen) als ständiges Eigentum auch das Herz des Landes und Krakau als seine Hauptstadt die Hauptstadt der polnischen Herzen. Die Stadt wurde im Krieg nicht zerstört und strotzt deshalb geradezu voll wunderbarster historischer Bausubstanz.
Nördlich von Krakau liegt Czechstochowa,, der polnische Glaubensmittelpunkt. Eine schwarze Madonna beschützte vor Jahrhunderten die Stadt vor den Schweden und gilt seit dem als Nationalpatronin und Königin Polens.
Und da wäre noch die wahrscheinlich wichtigste Person des aktuellen Polens Karol Wojtyla... (Jana Pawla II wie ihn die Polen nennen) Er ist überall. In jeder Kirche, auf jedem Platz und von jeder Wand lacht er einem entgegen. Keiner der nicht eine besondere Beziehung zu Ihm hatte, seien es die Bergleute, die Gewerkschafter, jede einzelne Kirche hat eine Geschichte mit Ihm. Ein Phänomen...
Die Städte die ich besucht habe sind von Ihrer mittelalterlichen Geschichte geprägt, es sei denn der Krieg hat nichts davon zurückgelassen. Meist zu Zeiten deutscher Besatzung sind die Städte zu Reichtum und Macht gekommen und haben dies in architektonischer Art für die Nachwelt dokumentiert. So ist Breslau nach Krakow die schönste Stadt meiner Reise und viele kleinere Städte die irgendwann mal einen deutschen Namen trugen (z.B. Jelenia Gora/Hirschberg, Legnice/Liegnitz usw) haben einen historischen Stadtkern aus dieser Zeit.
Die kommunistische Zeit ist aber an keiner Stadt vorbeigegangen. An jedem Stadtrand ballen sich die Plattenbauten und so manche Altstadt-Baulücke aus dem zweiten Weltkrieg wurde völlig stillos mit Nutzbauten gefüllt.
Ein Stadtteil von Krakau, Nova Huta (Neue Hütte) hat mich besonders fasziniert. Hier wurde nach dem Krieg eine komplett neue Stadt für das frisch errichtete Eisenwerk erbaut. Streng nach kommunistischer Ausrichtung mit breiten Alleen und festem Nutzungsplan. Schön anzusehen, aber inzwischen auch von Plattenbauten umzingelt...
Im Süden Polens hat sich die Holzbauweise in den letzten Jahrhunderten gehalten und manch schönes Gebäude und da vor allem Kirchen hervorgebracht. Die schönsten Exemplare sind sogar von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden. Da geht mir, als altem Norwegen- und Stabkirchenfreund, natürlich das Herz auf.
In Zakopane hat sich ein spezieller Stil entwickelt. Benannt nach der Stadt wurde der örtliche Baustil mit Jugendstilelementen aufgefrischt und ergab so wirklich schön anzuschauende Häuser... Sehenswert.

Die Menschen:

Man sieht dem Menschen und auch seiner Umgebung die kommunistische Zeit noch an. Sein Verhalten und der Umgang mit den Dingen zeigen Züge dieser Ära. So wird alles repariert so lange es geht. Das hört man dann auf der Strasse spätestens beim Überholvorgang...
Es gelang es mir nicht oft näher mit den Polen in Kontakt zu kommen. Aber der Pole den ich kennenlernen durfte ist ein sehr herzlicher Mensch der sich aber von der Sprachbarriere schnell bremsen lässt. Fremdsprachenkenntnisse sind eher rar und so hielt sich mein Kontakt mit der Bevölkerung auf die wenigen Englisch- oder deutschsprechenden oder noch besser auf die gute alte Hand- und Fusstechnik begrenzt...
Müll ist eigentlich immer zu finden (öfters auch nicht im Mülleimer) wobei der Pole es zuhause sehr ordentlich mag. Das Grundstück ist aufgeräumt und meist ordentlich umzäunt. Grau ist immer noch die vorherrschende Farbe im Stadtbild der Durchschnittsstadt.
Aber es tut sich was. Es wird investiert und alte Bausubstanz entsteht wieder neu. Die Städte werden freundlicher und vielmals erscheint auf dem passenden Schild dazu das blaue Logo mit den goldenen Sternen. Unser Geld wird also gut investiert.
Für mich war ein Problem auffällig, der Alkohol. Es gibt Ihn fast überall rund um die Uhr zu kaufen und das sieht man auch. Meist Männer stolpern am hellen Nachmittag quer über die Strassen oder schlafen auf den Bänken in den Parks. Kioske sind nachmittags Treffpunkte und werden belagert bis genug getankt wurde. Sicher ein Thema das in Zukunft angegangen werden muss. Aber das trinken ist in Polens Kultur viel tiefer verankert als bei uns. Man ist eben näher an Russland und der Vodka verkauft sich noch vor dem Bier am besten.
Die Einkaufskultur ist im Vergleich mit der Tschechei noch viel regionaler geprägt. In jedem kleinen Ort gibt es ein Geschäft, wenn nicht eine Kette dann ein kleiner Tante Emma Laden. Find ich gut, auch weil sie jeden Tag geöffnet haben.

Fazit nach 18 Tagen in Polen:

Schönes Land, ist sicher einen Besuch wert und wird auch wieder besucht. Vor allem der Norden reizt mich noch mit den Masuren.