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Statistik

Strecke im Land: 2641 km
TAgesdurchschnitt: 60 km
Tage in RO: 44
Tage auf dem Rad: 32
Nächte im Zelt: 33
Nächte in Häusern: 11
Höhenmeter überwunden: 23266m
Tagesdurchschnitt: 727m
Pannen: 1 gebrochene Speiche
tägliche Ausgaben: 11,50€
Rumänien... von wilden Hunden, Dieben und anderen schlimmen Sachen!
27.06.14 - 10.08.14


ich hab mich drauf gefreut, endlich ein Land das Abenteuer versprach. Endlich aufpassen müssen, Hindernisse überwinden müssen und die Sinne mal wieder zusammen nehmen.

Aber es kam alles anders... und besser!

Der Start in Rumänien war öde. Abgesehen von den Sonnenblumenfeldern die, wie um mich zu verhöhnen, auf einmal alle blühten war das Land flach und eintönig. Ich hangelte mich von Kirchturm zu Kirchturm. Die einzigen Landmarken in dieser absolut flachen Gegend wollten aber auch nicht wirklich näher kommen... Musik im Ohr machte diesen 2 Tage dauernden Ritt durch die Gegend erträglich.

Timishoara war der Höhepunkt dieses Teils des Landes. Eine habsburgische Stadt, wurde auch als Klein-Wien bezeichnet, die leider die komplette kommunistische Zeit verfiel. Jetzt ist soviel zu tun, das man fast nicht durchkommt durch die Stadt vor lauter Baustellen... Aber es lohnt sich. Die orthodoxe Kathedrale ist ein Augenschmaus, was mich aber viel mehr beeindruckt waren die Leute die in der Kirche gebetet haben. Wahre Hingabe war dort zu beobachten. Alle beteten und küssten die Ikonen. Ein Wunder das es da nicht mehr Infektionskrankheiten gibt...

Nach Timishoara wurde es deutlich hügeliger. Nach einem Weingebiet erreichte ich die Westkarpaten, die ich gleich mal überwunden habe (siehe auch Nebenbei...) In Cluj, Klausenburg hiess es früher, konnte ich ein paar Tage pausieren was auch gut tat. Bike pflegen und mich gleich mit. Zeit für Fussball blieb dann auch noch und so konnte ich den Akku aufladen. Stefan, bei dem ich untergeschlüpft war nahm mich mit zu seiner Hütte am Tarniza-See, ein kleines Paradies in den Bergen oberhalb von Cluj. 2 Tage Seele baumeln lassen, Grillen und baden wann immer man Lust hat.
Stefan möchte da etwas touristisch aufbauen und die beiden Hütten die er dort oben hat vermieten. Schaut doch mal unter Links rein, auf seiner Reise-Seite ist (demnächst) auch die Hütte beschrieben...

Von Cluj ging es nach Norden, denn dort warteten zwei spannende Gebiete auf mich. Zum einen Maramures, ein recht abgelegenes Gebiet ganz im Nordwesten, in dem es unzählige alte Holzkirchen gibt. Vom Baustil her erinnern sie mich stark an die Norwegischen Exemplare und machen sich herrlich in der hügeligen Landschaft dort oben. In Sighetu Marmatiei hat man ein Museum aufgebaut um die systematische Unterdrückung des kommunistischen Systems am Beispiel Rumänien zu beschreiben. Sehr eindrücklich. Danach fiel es mir schwer etwas positives über den Kommunismus wie er gelebt wurde zu sagen...

Im Nordosten, in der Moldovita erwarteten mich eine ganze Reihe von Klöstern, die gegen die Angriffe der Wandervölker befestigt wurden. Aber nicht das, sondern die unglaublichen Bemalungen der Kirchen innen und aussen sind der Hammer... Hab mir einige angeschaut und war trotz vielen Ähnlichkeiten immer wieder fasziniert von der Qualität des ganzen, trotz 500 Jahren auf dem Buckel...

Irgendwann ging es dann wieder nach Süden, wo ich nach 3 Pässen (hab jetzt eine extra Pässe-Seite aufgestellt, schaut doch mal hier...) über die Karpaten wieder in Siebenbürgen ankam.

Teil 2

Die Fahrt runter vom Pass war sehr cool, einfach nur laufen lassen. Nach scheinbar endloser Fahrt kam ich in Gheorgeni an und war wieder in einer anderen Welt. Siebenbürgen (also Transylvanien) ist einfach anders, der Einfluss Österreich-Ungarns sieht man überall. Barockelemente an den Häusern und sichtlich aufgeräumtere Orte sieht man da. Die Spezialität der Gegend, die befestigten Kirchen, sieht man sehr oft. Es soll in diesem Landstrich etwa 300 Kirchenburgen gegeben haben. Einige sind von der Unesco mit dem Welterbesiegel versehen worden und von diesen hab ich mir einige angeschaut. Hin und wieder trifft man auch noch deutsch sprechende Menschen. Meist sind beide Seiten froh mal wieder deutsch sprechen zu können ;-)

Die Städte sind wunderschön, ob Sigisoara (Schässburg), Medias, Sibiu (Hermannstadt) oder Brasov (Kronstadt), alle bieten schönste (mitteleuropäisch angehauchte) mittelalterliche Altstädte. Nach der Tour durch Siebenbürgen machte ich mich auf den Weg über das Fagaras Gebirge (Muntii Fagarassaran) und erkletterte dabei meinen ersten 2000er Pass. Die Berge sind spektakulär und die Strassenführung nicht weniger atemberaubend. Leider war das Wetter nicht ganz so toll und so musste ich das obere Stück im Regen und Nebel fahren und konnte die Aussicht nicht geniessen. Aber trotzdem ein Erlebnis. Als ich in Brasov eine Postkarte der Passstrasse sah war ich beeindruckt ;-)

Auf der anderen Seite fuhr ich noch ein paar Tage durch die Vorberge mit einem Stopp in Brasov bevor ich in Bukarest ankam. Jeder hat mich gewarnt, wie schrecklich die Stadt wäre und der Verkehr erst!
Aber nix davon war wahr, der Verkehr war super und die Stadt hat so viele Aspekte zum anschauen, sei es der Palast des Volkes, ein gigantisches Gebäude das Ceaucescu (gleich mit einem kompletten Stadtviertel drumrum und koste es was es wolle) aus dem Boden stampfen liess, oder die Strassenzügen hinter der prunkvollen Fassade die noch die Armut des alten Bukarest erahnen lässt. Ehemals als Paris des Ostens bekannt sind noch einige alte Prunkbauten in unterschiedlichstem Zustand erhalten. Die Altstadt, ein ehemaliges Ruinenfeld ist mit viel Geld renoviert worden und nun das absolute In-Viertel fürs Nightlife. Nirgendwo sonst in Rumänien prallen Reich und Arm so schonungslos aufeinander.
Mit Vali und seinem Sohn hatte ich die Gelegenheit Rumäniens höchsten Berg zu besteigen. Ein Wanderberg, aber absolut steil angelegt. Die Aussicht vom Dach Rumäniens ist wundervoll.

Als Abschluss meines Besuches im Land stand noch die Schwarzmeerküste auf dem Programm. Der Weg dorthin führte durch die Walachei, die Befürchtungen zum Trotz ein paar abwechslungsreiche Tage bereithielt. Am zweiten Tag traf ich Irwin aus Belgien, mit dem ich bis Constanta ans Meer radelte. Dort, wo Tourismus geballt ist standen zwei Ruhetage an bevor es die letzten Kilometer nach Süden an die bulgarische Grenze ging.

Dort hab ich noch mit Vama Veche ein absolut alternatives Örtchen besuchen dürfen. Zwar inzwischen auch kommerziell aber der Flair stimmt noch. So kann man umsonst am Strand zelten und jeden Abend ist grosse Party am Strand. Livebands jeden Abend und die Kleider am Strand sind auch nicht unbedingt Pflicht, also herrlich ;-) 2km hinter dem Ort (der übersetzt Alte Grenze heisst) beginnt Bulgarien und damit ein weiteres Abenteuer für mich...

Das Land hat mich absolut begeistert. Waren die Leute bis hierher eher zurückhaltend, wurde ich in der ersten Siedlung nach der Grenze gleich strahlend und winkend begrüsst. Die Freundlichkeit hielt an, die Hilfsbereitschaft war unvergleichlich bisher. Jeden mit dem ich ins Gespräch kam war extrem gut drauf. Klar wurde auch etwas über die Situation im Land gesprochen, die ja noch nicht gerade rosig ist. Aber meist blitzte doch Optimismus auf... Schön zu sehen.

Die vielen Menschen auf dem Weg haben mir mit Gesprächen, kleinen Geschenken oder gar Übernachtungsmöglichkeiten sehr geholfen. So verging die Zeit wie im Flug. War insgesamt 44 Tage im Land aber es wurde nicht langweilig.

Die Gegend erinnerte teilweise wieder sehr an zuhause, in den Bergen eher an die Schweiz, allerdings ohne die hohen Gipfel die gibts erst im Süden und dort sind sie vom feinsten...

Das Land ist materiell sehr arm. Teilweise leben sie schon in prekären Umständen. Aber sie können lachen, eine Sache die wir in Deutschland fast schon verlernt haben. Leben nahe an der Natur ist Ihre Einstellung. Wobei sie das mit dem Müll nicht im Griff haben. Viel liegt herum, die Wälder sind fast durchgehend wilde Müllkippen. Was dieses Verhalten angeht erinnert das ganze mich sehr an Asien. Der Fortschritt kam einfach schneller als das Verständnis für die Müllentsorgung.

Das Land ist stark geprägt vom orthodoxen Glauben und die Kirchen schiessen in den Himmel. Desto ärmer das Dorf desto prächtiger die Kirche... In Siebenbürgen findet man noch jede Menge evangelische Kirchen, die aber (ausser in den Städten) mangels Gemeinde kaum noch genutzt werden und nur noch als Museumsbauten dienen.

Ein Problem haben die Rumänen, wie eigentlich ganz Europa, mit den Roma. Ihre Zigeuner sind einfach an allem schuld. Arbeiten nicht, stehlen wie verrückt und lungern nur rum. Wie an jedem Klischee ist auch da was dran, aber diese seit Generationen weitergetragene Einstellung bringt die beiden Gruppen einander auch nicht näher. Mal gespannt wie sich das entwickelt...

Wie Ihr seht, ein spannendes Land. Es war eine sehr schöne und spannende Zeit die nie wirklich langweilig geworden ist.

Achja, einen Bären hab ich, trotz der 5000 frei lebenden Exemplare im Land nicht gesehen...