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Statistik


Strecke im Land: 495 km
Tagesdurchschnitt: 71 km
Tage in ALB: 7
Tage auf de Rad: 6
Höhenmeter überwunden: 6589m
Tagesdurchschnitt: 1098m
Nächte im Zelt: 7
Nächte in Häusern: 0
Pannen: 1 Plattfuss
tägliche Ausgaben: 9,57€

Albanien, ein Land nach jahrzehntelanger Abschottung auf dem Weg zurück nach Europa

24.09.2014 - 01.10.2014

nach den beiden Tagen in Montenegro und der Zeit davor brauchte ich erstmal etwas Ruhe. So blieb ich 2 Tage auf einem Campingplatz nahe der Stadt Lezhe im Norden des Landes. Die Landschaft dort ist vor allem flach. Was man nicht von den Strassen behaupten kann. Zu ersten Mal seit Rumänien schüttelte mich das Radfahren mal wieder bis ins innerste durch. Unser Weg nach Lezhe (ich war immer noch mit den beiden Franzosen unterwegs) führte uns über eine Nebenstrasse und das war wirklich 30km reine Löcherpiste.

Auf meinem weiteren Weg durchs Land hatte ich beschlossen ein wenig ins Hinterland zu fahren um dort zum einen die Dörfer und zum anderen die Bergwelt Albaniens näher anzuschauen. Von der Hügeligkeit des Landes hatte ich schon gelesen und so war ich nicht wirklich überrascht als ich auf dem weg in die Berge von einer Senke in die nächste steuerte. Nicht ohne vorher jedes mal einen Berg erklommen zu haben. Ermüdend wenn man nie oben ankommt...

Als mir am Abzweig in die Berge jeder davon abraten wollte diese Strasse zu nehmen fragte ich solange bis mir jemand sagte, es ist möglich! Also nix wie los... 2km nach der Abzweigung endete der Asphalt und den sah ich auch 2 Tage lang nicht wieder...
Die Strasse wand sich hinauf in die berge und nachdem ich die letzte Siedlung hinter mir gelassen hatte nur noch durch ein langgezogenes Bergtal immer weiter hinauf. Kurz vor der Passhöhe die ich nach 4 Stunden (aber nur 15km) erreichte platzte mir mein Hinterreifen. Meine erste Panne auf meiner bisherigen Reise. Aber auf diesem Untergrund eigentlich auch kein Wunder. Auf der anderen Passseite ging es dann bergab. Aber auf albanische Art und Weise. Also Senke... Berg... und das auf Strassenverhältnissen die ich zuhause nicht ohne Federung (und dann sicher ohne Gepäck) gemeistert hätte. Nach 45km fiel ich tot vom rad. Zeltaufbau und kurz danach kam der Schlaf. Am Morgen war es schwierig die Motivation wieder aufzubauen, denn der Weg sah ziemlich gleich aus wie gestern und so ging es dan auch weitere Stunden durch Täler und über Bergkämme bis ich völlig überraschend nach weiteren 30km vor einer asphaltierten Strasse stand. Von da an ging es sehr flott hinab ins Tal. Dieser Ausflug bleibt mir im Gedächtnis. Neben der superanstrengenden Fahrt sind es vor allem die wunderschönen Ausblicke die mir in Erinnerung bleiben werden. Wow.

Als mir auf meiner Erkundigung nach dem Weg wieder mal abgeraten wurde diese Strasse zu nehmen hielt ich mich dran. Ich fuhr die Hauptstrasse hinauf zum Ohrid-See. Der See den sich Albanien und Mazedonien teilen ist im Verzeichnis der Kultur-und Naturerbestätten der Unesco, aber diese Stätten befinden sich alle auf mazedonischer Seite. So konnte ich nach der Kletterei auf den Pass die Ruhe und die (abschnittsweise) perfekte Strasse am See entlang geniessen. Herrliches Fleckchen. Am Südufer des Sees ging es (völlig überraschend) mal wieder bergauf und danach blieb ich bis Korca auf einem Hochplateu. Korca ist eine quirlige kleine Stadt mit einem bunten Markt und momentan eine einzige Baustelle. Der Verkehr war zusammengebrochen und die Luft war voller Staub. Spontan erinnerte mich das alles extrem an Asien. Schön :-)

Danach ging es wieder über einen Pass ins Hinterland. Ich folgte der Grenze zu Griechenland südwärts wo ich so an einer Stelle überquerte die vor wenigen Jahren nicht einmal eine Strasse vorgesehen hatte.

So ging eine Erlebnisreiche und anstrengende Woche zu Ende. Ich bin den Albanern begegnet, habe mit Ihnen (meist mit Händen und Füssen, denn dieneinzige Fremdsprache die sie meist konnten war italienisch) gesprochen und Ihre Gastfreundschaft genossen. Musste über Ihre innige Liebe zu jeder Art von Mercedes schmunzeln und war wieder einmal erstaunt über die vielen Autowaschanlagen im Land (hier heissen sie Lavasz).

Aus den kommunistischen Zeiten sind vor allem Bunker übrig geblieben. Nach der Abschottung des Landes wurde die Landesverteidigung gross geschrieben. etwa 700.000 Bunker stehen (oder standen) im Land verteilt um jeden Überfall (die Führung war etwas paranoid) unmöglich zu machen. Nach Ende des Kommunismus wurde alles zerstört was daran erinnerte, nur die Bunker kriegte man nicht klein...

Das Leben in Albanien ist noch billig (für uns jedenfalls), man kann hier für etwas mehr als einen Euro gut essen. Meist ist es gegrilltes Fleisch, wie in allen Balkanländern Fleischstäbchen die man hier Kebapc nennt. Byrek (Blätterteigstückchen mit Füllung (Fleisch/Käse/Spinat))ist eine weitere Spezialität des Landes und war eigentlich so oft ich es bekommen konnte auf meinem Speiseplan. Dafür bezahlte man dann umgerechnet 30 Cent pro Stück... Nix also...

Gut dort gewesen zu sein... Hinter der Grenze begrüsste mich Europa gleich mal wieder mit perfekter Teerstrasse und die Supermärkte waren auf einmal 10x so gross und voller Dinge... Aber davon das nächste Mal mehr ;-)