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Ein Ritt entlang der Küste

Kurz vor meinem Aufbruch aus Portland bekam ich eine Einladung aus Kalifornien. Thanksgiving mit Freunden. Cool! Also Plan umgeworfen, meinen Ausflug nach Norden zum vor 30 Jahren explodierten Mt. St. Helens abgeblasen und südwärts gestrampelt.

Der Tag meiner Abreise war der Tag der Wahl in den Staaten. Alles ruhig auf den Straßen, der Weg aus der Metropole war entspannt, viele Fahrradwege. Südlich in Oregon City fuhr ich dann sogar Aufzug. Mitten in der Stadt verbindet dieser die beiden Stadtteile am und über dem Fluss. Wird als Straße geführt und ist die einzige vertikale Straße der Welt. Eine Besonderheit hat wohl jeder Ort der Welt.

Am Tag danach war ich, da wild gezeltet, völlig ahnungslos über den Wahlausgang. Die Menschen lächelten am Morgen also rechnete ich mit einem Wahlsieg von Frau Clinton. Als mich gegen Mittag ein siegesbewusster Herr mit klarer „Trump elected 45. President“ Aufmache von der Zeitung anstrahlte war ich schon ein bisschen Baff. Aber auch im weiteren Tagesverlauf lächelten die Menschen, alles ging seinen normalen Lauf. Immer wieder in den nächsten Tagen entschuldigten sich Menschen für den Ausgang der Wahl, hab keinen gesprochen der froh war was passiert war. Nur, wer hatte Ihn dennn dann gewählt... Merkwürdig.

Mein nächstes Ziel war Eugene, dort wollte ich wieder auf Tony treffen, den ich beim Raquetball in Portland kennengelernt hatte. Am zweiten Tag war ich dort und von dort ging es dann weiter an die Küste. Zurück zum Pazifik, dem ich vor über 4 Monaten in Homer zum Abschied gewunken hatte.

Die Küste ist wild. Gischt erfüllt den Himmel, der Ozean bricht sich zornig an der Steilküste und ein ständiges Brüllen liegt in der Luft. Mächtig zeigt sich hier die Natur. Rund um Reedsport wo ich, nach einem wundervollen Ritt durch die Hügel des Hinterlands, die Küste erreichte erstreckt sich Oregons Dünenpark. Kilometerweise Sanddünen, Dutzende Meter hoch. Eindrücklich.
Von dort geht es immer im On/Off Modus an der Küste oder im Hinterland weiter südwärts. Wetter ist teils stabil, nur wenig Regen aber ein konstanter Gegenwind machen die Radelei schon ein wenig anstrengend.
Einzige Höhepunkte, neben der großartigen Natur, sind die idyllischen Hafendörfer. Hier wurde mit viel Aufwand „alte“ Bausubstanz renoviert und so hat das alles einen sehr heimeligen Charakter.
An einem regnerischen Tag bekam ich eine Einladung in eine Mission. Die gibt es hier wie Sand am Meer. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht Obdachlosen und anderen gescheiterten eine Chance zu geben das Leben noch einmal in den Griff zu bekommen. Alles mit starker Hilfe des christlichen Glaubens. Absolute Überzeugungstäter die Leute hinter diesen Missionen. Macht Spaß Ihre Begeisterung zu sehen. In der Crescent City Gospel Mission wohnten ein Dutzend Männer und bekamen Ihre täglichen Lektionen auf dem Weg zurück in die Gesellschaft. Die Stunden des Dauerregens verbrachte ich hier bevor ich mich auf den Weg zur Landesgrenze Oregons machte.

Kaum über die Grenze von Kalifornien gekommen erwartete mich der Wald. Nicht irgendein Wald sondern die Redwood-Wälder. Die größten Bäume dieses Planeten stehen hier im Regenwald nahe der Küste und strahlen eine unglaubliche Kraft und mystische Stimmung aus. Kleinere Straßen führen direkt hindurch und so radelt man durch einen Wald aus scheinbar unendlich hohen Säulen, bis zu 100m hoch in den Himmel ragend und bis zu 1800 Jahren alt.
Natürlich hat man auch hier das touristische Potenzial entdeckt und versucht mit Baumhäusern, Bäumen durch die man durchfahren kann oder unsterblichen Exemplaren den Besuchern die Dollars aus der Tasche zu ziehen. Das ist Ihnen auch bei mir gelungen, für einen Dollar gab es ein Bild im Baum ;-)

Irgendwann ging es dann zurück an die Küste, dem kalifornischen Highway 1 folgend auf teils engen und sich wild windenden Straßen nach Süden wo Ich irgendwann ins Landesinnere abbog um in Sebastopol nördlich von San Francisco pünktlich zu Thanksgiving mein Rad in die Ecke zu stellen.
Jessie und Doug waren mir in Homer Alaska über den Weg gelaufen, wir hatten Kontakt gehalten und dann kam die Einladung. Das Fest im Rahmen der Familie dreht sich um ganz viel Essen und Dankbarkeit. So wird am Tag und den darauffolgenden Truthahn mit Beilagen gespeist und am Abend ein Dank für das vergangene Jahr ausgesprochen. Schöne Tradition!
Hier ruhte ich mich ein paar Tage aus bevor ich mich zu neuen Abenteuern aufmachte, diesmal ohne mein Rad das eine wohlverdiente Pause im Gewächshaus der Familie einlegte. Aber davon erzähle ich Euch ein anderes Mal.