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Neue Wege

Als ich auf der Karte meine Weiterreise plante stiess ich irgendwann auf ein grosses blaues Feld östlich von China. Der Pazifik. Meine Vorgabe möglichst am Boden zu bleiben (was mir bis auf eine Ausnahme bisher auch gelungen ist) brachte mich auf die Idee das Schiff zu benutzen. In Zeiten des billigen Fluges ist es garnicht so einfach eine Reise mit dem Schiff zu bekommen. Die Zeiten im Hafen anzuheuern sind aus Versicherungs- und Sicherheitsgründen heraus definitiv vorbei. Segelboote meiden den Nordpazifik und so stiess ich irgendwann auf das Angebot mit einem Containerschiff den Ozean von Shanghai nach Kanada zu überqueren.

Zuerst vom Preis abgeschreckt entschloss ich mich dann dieses Once-in-a-Lifetime Abenteuer zu buchen und so kam ich Ende Juni 2016 zum Hafen von Shanghai um mit der MS Hanjin Geneva die Reise anzutreten. Die letzten Meter auf dem Hafengelände durfte ich nicht radeln und so fuhr ich mit dem Auto und dem Bike im Kofferraum zum Schiff. Dort war das Verladen schon in vollem Gange…

Das Rad die Gangway hoch zu schleppen war eine schweisstreibende Übung aber die liess ich mir nicht nehmen. Wenig später war ich in meiner sehr komfortablen Kabine und kurz danach schon zur ersten warmen Mahlzeit in der Offiziersmesse. Wie mir hier klar wurde war das Schiff unter deutscher Flagge unterwegs und bis auf einen Polen waren alle Offiziere Deutsche während die Crew aus den Philippinen stammte. Es zog sich noch bis in die Nacht bis das Schiff vom Hafen losmachte und diese erste Aktion verschlief ich auch gleich mal… Als ich das erste Mal morgens aus dem Fenster schaute war es schon taghell und rund um uns nur noch Wasser.

15 Tage sollte diese Reise dauern, drei warme Mahlzeiten am Tag, keine besonderen Vorkommnisse. Ideal um mal richtig zur Ruhe zu kommen, die Ausrüstung zu pflegen und die Webseite und die Bilder zu bearbeiten. Herrlich.

Am zweiten Tag erreichten wir Busan in Korea unseren letzen asiatischen Hafen vor der Überfahrt nach Amerika. Abends angekommen waren wir am nächsten Morgen schon wieder abfahrtbereit. Von dort ging es durch die japanische See südlich von Hokkaido hindurch in den Pazifik. wie versprochen holte uns dort , nach 2 wunderschönen Tagen mit ebenso schönen Sonnenuntergängen, dann auch der Nebel. Er nahm uns jeden Tag stundenlang die Aussicht und damit auch den letzten Grund vor die Tür zu gehen. Die Temperaturen der Luft und des Wassers sanken und wir näherten uns den Aleuten. Die Inselkette gehört schon zu Alaska und besteht aus vulkanischen Inseln die mich in Ihrer Struktur stark an Irland und Schottland erinnerten. Meist hingen die Wolken tief und nur hin und wieder riss eines dieser Bänder auf und gab einen Blick auf die Vulkane frei. Wir fuhren an Ihrer Nordkante in der Bering See entlang.

Hier oben in absolut ruhigen Gewässern hatte ich kurz vor der Unika Passage die Gelegenheit Wale zu beobachten. Grauwale trieben sich hier im Dutzend herum, meist zu weit entfernt für ein Foto, aber mit dem Fernglas ein wahres Erlebnis. Auch ein Orca und unzählige Delphine mischten sich darunter. Wow. Superschön.

Wir durchquerten die Unimak Passage zurück in den Nordpazifik und hielten danach auf offener See auf Prince Rupert, dem Hafen in dem ich aussteigen würde, zu.

Die Strecke die wir über den Pazifik war so gross das wir etliche Zeitzonen und den Tageswechsel überquerten. So verloren wir fast jeden Tag eine Stunde um an einem Donnerstag das Datum 24 Stunden lang anzuhalten. So hatten wir diesen Tag doppelt. Ich spürte die Umstellung ziemlich, war jeden Tag müde und auch ein wenig verwirrt wegen der ganzen Umstellerei…

Neben mir waren noch zwei andere Passagiere an Bord, Chad ein Amerikaner aus dem Staate Washington und Jeff ein Australier aus Melbourne. Beide Containerschiff Fans und erfahrene Mitfahrer. Wir trafen uns nicht nur regelmässig zu den Mahlzeiten sondern auch täglich zum „Beer o´clock“ am Nachmittag zum Umtrunk in der Freiluftbar aussen am Schiff.
Das Schiff war erstaunlich gut ausgerüstet und besass neben der Bar (Recreation Area) auch ein Gymnasium mit Fitnessgeräten, einem (kleinen) Pool und einer Sauna. So konnte ich mich auf dem Heimtrainer in Form halten und auch die Sauna nutzte ich. Herrlich. Der Pool blieb aber trocken, da sie Ihn mit Salzwasser füllen würden verzichtete ich drauf…




Lange habe ich überlegt wie ich den Pazifik überqueren soll. Der Flug, die einfachste Variante fiel für mich aus. Auf meinem Weg von der Türkei zurück nach Deutschland habe ich gemerkt wie grausam dieses Rasen ist. Es geht zu schnell und man verliert völlig das Gefühl für die Distanz. Deshalb habe ich mich für die Variante Schiff entschieden und auf dieser zugegeben unattraktiven Route gibt es leider nur Containerschiffe.

Zu meinem Grundsatz nur Verkehrsmittel zu benutzen die nicht wegen mir unterwegs sind oder starten müssen passt das Containerschiff recht gut. Zwar ist es neben dem Flugzeug der größte Umweltsünder dieses Planeten, aber das wäre es auch ohne meine Beteiligung.