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Super, Natural! - British Columbia

Nach unserem Start in Watson Lake füllten wir unsere Benzinvorräte an der Kreuzung zum Cassiar Highway auf. Hier bekamen wir eine Auffrischung in der Lektion „Du bist hier im Bärenland“... Wir kamen mit dem Tankwart ins Gespräch und er zeigte uns seine Bärenspuren. Der Grizzly hatte seinen Kopf schon komplett im Maul als sein Kollege Ihn mit einem angstfreien Griff in das Maul des Bären rettete. Sein Fazit aus dieser Geschichte: Jeder Bär der Ihm unter die Augen kommt ist ein toter Bär.

Der Cassiar ist in den Augen der Menschen hier oben eine schmale und raue Straße. Mit dem wenigen Verkehr, der sich über sie ergießt, ist es aber durchaus komfortabel. Meist radelten wir auf der Mitte der Straße, denn Verkehr sah man entweder von weitem oder konnte Ihn aufgrund der absoluten Stille hier draußen schon lange vorher hören. So winden wir uns die ersten beiden Tage durch abgebrannte Wälder in denen so langsam das Grün wieder Oberhand bekommt. Das erste Hindernis sind die Cassiar Berge, ein Gebirgszug der Küstenkette die dem Highway auch seinen Namen gegeben hat. Die Strecke reizte mich eigentlich wegen einer ganz anderen Geschichte. Vor knapp 20 Jahren las ich ein Buch des französischen Abenteurers Nicolas Vanier. Er verbrachte mit seiner Frau und seiner wenige Monate alten Tochter ein Jahr in dieser Wildnis. Das Buch („Das Schneekind“) faszinierte mich damals und auch Heute beim erneuten lesen kribbelte es in mir. Also radelte ich nun durch die Gegend die er damals mit dem Hundeschlitten durchquert hatte.

Die Landschaft bleibt herbstlich farbenfroh, immer noch ziemlich genau nach Süden reisend begleiteten wir den Herbst auf seiner Reise nach Süden. Die Zugvögel sind zum großen Teil schon weg. Eine Woche geht es gut, aber dann holt uns der Schnee ein. Morgens kriechen wir aus dem Zelt und es ist weiß um uns herum. Das Wetter ist herbstlich nass und die einstelligen Temperaturen machen das radeln richtig angenehm ;-)

Im südlicheren Teil werden die Berge schroffer und wir kommen der Küste so nahe das die gletscherbedeckten Bergketten Alaskas neben uns auftauchen. In der Bell2Lodge, einem Hotspot für Heli-Skiing im Winter gibt’s einen kurzen Boxenstopp der im Jacuzzi recht entspannt ausfällt. Die Zimmer können wir uns nicht leisten, aber zum campen reicht es dann doch noch.

Ich mache mich danach auf den Abstecher nach Hyder, einer kleinen Ortschaft in Alaska die nur von Kanada aus zu erreichen ist. Dieser 100 Seelenort wirkt am Ende der Sommersaison eher wie ein Geisterort... Selbst die Bären, die Hauptattraktion im Sommer sind schon abgereist. Es bleibt also nur der Salmongletscher am Talende, der über eine geschotterte steile Piste erreichbar ist. Oben angekommen übernachtete ich an einem speziellen Ort direkt über dem Gletschereis. Am nächsten Morgen wehte mir beim öffnen des Zeltes dann auch schon der Schnee entgegen und ich beeilte mich zusammenzupacken bevor die Straße schneebedeckt war.

Es ging dann die nächsten Tage auf dem Yellowhead Highway weiter der die Zivilisation mit sich brachte. Die Tiere am Wegesrand sind wieder Kühe und Pferde anstatt Bären und Elche, aber hin und wieder quert hier auch ein Wilder Zeitgenosse die Strasse. Nebenbei ist er als der Highway der Tränen bekannt, da hier über Jahre mehrere junge Mädchen beim trampen verschwanden. Die Zeit scheint vorbei, aber der Ruf und die Angst sitzt tief wie man an den Schildern am Strassenrand sieht.

Zivilisation bringt auch Gastfreundlichkeit mit und so genießen wir die nächsten Tage die Nächte in warmen Häusern und das immer wieder leckere Essen unserer Gastgeber. Dort traf ich auch Caroline bei einem Host wieder.

Nach 19 Tagen erreichten wir Prince George, die für uns erste richtige Stadt in Kanada. Prince George hat gar nichts zu bieten. Eine warme Unterkunft und die Gelegenheit die Vorräte aufzufrischen war unser einziger Grund hier zu stoppen. So ging es am nächsten Tag weiter südwärts. Die letzten Tage sind wir durch Holzfällerland gefahren. Die Wälder hier werden flächenweise total abgeholzt um danach neu angepflanzt zu werden. Dementsprechend gibt es auch eine Menge riesiger Sägewerke, die Strassen sind voller Holzlaster die entweder die Stämme liefern oder mit den Produkten in alle Himmelsrichtungen verschwinden. Viel Verkehr rund um Prince George.

Ein paar Tage südlich von Prince George ändert sich die Landschaft drastisch. Es wird trockener, die Flusstäler werden zunehmend zu Schluchten und die Hänge sind bewachsen mit Salbei, dessen blassgrau/blaue Farbe gibt der Region eine teilweise unwirkliche Färbung. Wunderschön!

Wir stoppen unterwegs so oft es geht bei Einheimischen, ein Stück der Strecke führt uns entlang einer ehemaligen Eisenbahnlinie und erreichen kurz vor der Grenze ein Weinbaugebiet. Die Felder sind voller Früchte und Trauben, das Klima ist schlagartig wärmer und fühlt sich das erste Mal seit langem nicht nach aufkommendem Winter an.
Osoyoos ist die letzte Stadt in Kanada und hier werden wir die Grenze zu den USA überqueren. Aber was das bedeutet erzähle ich Euch das nächste Mal…

Kanada, ein riesiges im nördlichen Tiel fast menschenleeres Land. Es gab wunderschöne wilde Landschaften zu sehen, ich bin durch unglaublich grosse Wälder geradelt und habe das ein oder andere wilde Tier gesehen. In Kontakt bin ich mit diesen aber nicht gekommen und darüber bin ich nicht traurig. Der südliche Teil bot dann auch etwas Gelegenheit mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Nette hilfsbereite Menschen, die immer wieder bereit wahren uns in Ihr Haus einzulassen und uns ein warmes Bett und eine Mahlzeit zu reichen. In den vielen Gesprächen kam man dem Kanadier etwas näher. Er geht alles etwas entspannter als sein südlicher Nachbar und hat keine Angst vorm „Sozialismus“… Krankenversicherungen sind besser organisiert und meist gibt es auch ein Bussystem in den Städten. Einwanderer werden hier begleitet und äusserst positiv angesehen. Schliesslich lebt die Gesellschaft hier von Ihrem Spirit. Im grossen und ganzen ist weniger Angst zu spüren. Man ist doch recht offen dem Fremden gegenüber.
Die Fehler des grossen Bruders hat man trotzdem nicht abgestellt. Spritschluckende Monstertrucks überall, ihre Überbleibsel säumen die Grundstücke auf dem land. Offensichtlich gibt es keine Entsorgungspflicht für den alten Wagen. Die First Nations wie sie Ihre Ureinwohner nennen leben eist am Rande der Gesellschaft, die Privilegien die Ihnen die Regierung zugesteht scheinen Ihnen nicht wirklich weiterzuhelfen.
Ich habe die Natur genossen, auch wenn es mir zu viel Menschenleere war. Bisher haben die Menschen die Reise lebendig gemacht, das fehlte hier ein wenig. Trotzdem eine tolle Zeit hier oben!